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Kanon

Hinweis: Die Rezension bezieht sich auf einen Kanon-Comic!

Als vor wenigen Wochen die achte Episode der Star-Wars-Saga in die Kinos kam, gab es viele Fans, die sich vor allem auf eines freuten: die Rückkehr der Sturmtruppen-Anführerin Phasma und ihr bevorstehendes Duell mit dem inzwischen vollständig bekehrten Finn, ehemals „FN-2187“. Doch wie hat sie überlebt, nachdem sie bekanntlich im letzten Film der Müllpresse einen unfreiwilligen Besuch abstatten durfte und wenig später der ganze Planet in die Luft flog? Diese Frage sollte die gleichnamige Comic-Miniserie beantworten und zugleich Phasmas Abenteuer in der kurzen Zeitspanne zwischen beiden Filmen schildern.

Ein paar Gedanken zur Hauptfigur

Captain Phasma 3

Cover von Captain Phasma #3

Im Internet ist die von Gwendoline Christie verkörperte Figur bereits als „Boba Fett der Sequel-Trilogie“ verschrien. Die Parallelen sind schwer zu übersehen: Beide Charaktere tragen eine charakteristische Rüstung, fungieren als Antagonisten für den zentralen nicht-machtsensitiven Helden und bekommen ein mehrdeutiges Ende. Zudem haben beide trotz begrenzter Screentime einen enormen Hype durch die Fans erfahren. Bei Phasma kommt hinzu, dass sie die Sturmtruppen der Ersten Ordnung leitet, was ihr noch mehr von diesem „Badass“-Image verleiht, das von einer weiblichen Schurkin erwartet wird. Dennoch fehlte mir, wie vermutlich vielen anderen, die nötige Tiefe, um sie als solche wahrnehmen zu können. In den Filmen bleibt sie stets hinter der Anonymität ihrer Maske verborgen (pro: keine Sexualisierung; kontra: bis auf ihre Rüstung hebt sie nichts von einem x-beliebigen Sturmtruppler ab) und auch die Tatsache, wie schnell sie überlistet/überwältigt wird, macht sie für mich wenig ansprechend. Der Comic führt diese Darstellung erwartungsgemäß fort: Sie verhält sich gebieterisch und skrupellos, um ihre Ziele zu erreichen. Allerdings tritt ein weiterer Aspekt hervor: Ihr Überlebensinstinkt, der sie — wie im Roman Phasma, zu dem der Comic einige Anspielungen enthält, geschildert — von klein auf geprägt hat und etwas menschlicher wirken lässt. Trotzdem bleibt sie für mich genauso unnahbar, wie sie sich ihren Sturmtruppen-Kameraden auch gibt. Nach jetzigem Wissensstand liegt es an J. J. Abrams, ob er ihre Geschichte in Episode IX fortsetzt und ihr eine Boba-Fett-ähnliche Rückkehr aus den Sarlacc-esquen Trümmern der Supremacy beschert oder Johnsons Angebot zum Neuanfang annimmt und sich glaubwürdigeren Bösewichten widmet.

Die Story

Phasma Mantel

Phasmas Mantel erweist sich als nützlich

Wer (wie ich) erwartet, dass sich zumindest der erste Teil der Miniserie darum dreht, wie sie sich mit Raffinesse aus der Müllpresse befreit, wird enttäuscht werden. Der Comic beginnt praktisch damit, dass sie aus einem Loch in der Wand ihrer „Zelle“ steigt, welches sie — so zumindest die Andeutung — mit Säure oder ähnlichem selbst verursacht hat. Stattdessen begleiten wir sie dabei, wie sie versucht, die Spuren ihres Verrats zu verwischen, die beweisen könnten, dass sie diejenige war, die die Schilde der Starkiller-Basis heruntergefahren (wenn auch von einem wütenden Wookiee überredet) und damit deren Zerstörung durch den Widerstand eingeleitet hat. Nachdem sie herausgefunden hat, dass ein weiterer Offizier der Ersten Ordnung nach ihr auf die Systeme zugegriffen und von ihren Handlungen erfahren hat, plant sie, diesen zum Sündenbock zu machen und verfolgt ihn gemeinsam mit einer TIE-Jäger-Pilotin zu einem unwirtlichen Planeten, wo sie auf einen Konflikt zwischen zwei einheimischen Spezies stoßen.

Trotz meiner anfänglichen Enttäuschung fand ich die Handlung recht spannend und gut durchdacht. Sie fügt sich in den durch die Filme vorgegebenen Rahmen und beschränkt sich auf eine kleine Anzahl wichtiger Figuren, ohne sich in unnötige Nebenhandlungen zu verstricken. Phasmas Begleiterin stellt durch ihre natürliche Art einen gelungenen Kontrast zu ihrer Kommandantin da und verdeutlicht deren oben bereits angesprochenen Eigenschaften. Ohne den entsprechenden Roman kennen zu müssen, erhält man durch die verdeutlichten Parallelen zwischen dem Schauplatz und Phasma eigener Heimatwelt einen guten Einblick in ihr frühes Leben.

Ein Interview mit der Autorin könnt ihr hier lesen.

Artwork

Der Zeichner hat großen Wert darauf gelegt, die Szenen actionreich und spektakulär zu gestalten. Nicht selten wird eine Doppelseite von sehr wenigen, dafür großen Panels ausgefüllt, die beinahe schon Poster-Format haben. Phasma wird durch die vielen Ganzkörperbilder gewissermaßen als Superheldin dargestellt, was durch den flatternden Umhang und die Untersicht verstärkt wird. Die Atmosphäre wirkt aufgrund der Farbgebung durchgehend düster; die vorherrschenden Farben sind blau, schwarz und rot. Im ersten Teil sind die in Das Erwachen der Macht gezeigten Orte gut wieder zu erkennen und auch der neue Planet sieht realistisch aus. Problematisch fand ich die Nahkampfszenen, da es für mich aufgrund des ganzen Durcheinanders schwierig war, zu verstehen, was genau in dem Moment passiert. Insgesamt hätte ein wenig mehr Text dem Comic sicher nicht geschadet.

Ein Interview mit dem Zeichner und ein paar Einblicke in seinen Arbeitsprozess findet ihr hier.

Fazit

Captain Phasma ist definitiv kein Muss für Kinogänger, aber eine nette Ergänzung für Phasma-Fans und Leute, die gerne Action-Comics lesen sowie oben beschriebenen Zeichenstil mögen.

Captain Phasma Deutsch

Cover der dt. Ausgabe

  • Die vierteilige Comic-Miniserie Captain Phasma wurde von Kelly Thompson geschrieben und von Marco Checcetto gezeichnet. Sie wurde in den USA im September und Oktober 2017 im Zuge der Journey to Die letzten Jedi-Reihe bei Marvel Comics veröffentlicht. Zusammengerechnet umfasst sie etwa 80 Seiten.
  • In Deutschland ist die Serie bei Panini Comics in den Star-Wars-Comic-Magazinen 27 (Teil 1; 25.10.17), 28 (Teil 2; 22.11.17) und 29 (Teil 3 & 4; 20.12.17) erhältlich. (Vielen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!)

Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich auf eure Meinung zum Comic in den Kommentaren oder in den Diskussionen!

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